Jetlag
Urlaub in der Karibik, zum Geschäftstermin nach Singapur: In wenigen Stunden können wir mehrere Zeitzonen überfliegen und kommen dann am helllichten Tage am Zielort an - dabei ist in unserer Heimat vielleicht gerade tiefste Nacht. Mögliche Folgen Kein Wunder, dass der Organismus auf diesen Eingriff mit Unbehagen reagiert und es bis zu mehreren Tagen nach dem Fernflug zu Schlafstörungen, Abgeschlagenheit und verminderter Konzentrationsfähigkeit kommt - man spricht vom Jetlag.Im schlimmsten Fall kann das Überspringen von Zeitzonen zu Übelkeit, Durchfall, Depressionen oder Halluzinationen führen. Warum kommt es zum Jetlag? Jeder Mensch hat eine „innere Uhr“, auch Biorhythmus genannt - das sind die tagesrhythmischen Schwankungen der Kreislauf-, Organ- und Stoffwechselfunktionen. Geprägt wird der Biorhythmus von den Faktoren Tageslicht und Temperatur, aber auch durch die jeweilige Kultur. Der gesamte gesellschaftliche Ablauf - Arbeit, Schule, öffentliches Leben, Essens- und Ruhezeiten - ist nämlich auf diesen Rhythmus schon seit vielen Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten eingestellt. Trotzdem kann der Organismus bis zu drei Stunden Zeitverschiebung normalerweise problemlos bewältigen. Darüber hinaus können wir unsere innere Uhr nicht einfach beliebig wie eine Armbanduhr vor- und zurückstellen. Es kommt nicht nur zu Störungen im Schlaf-Wach-Rhythmus; auch das Verdauungssystem und der gesamte Stoffwechsel kommen durcheinander. Wie anfällig jemand für Jetlag ist, hängt im Wesentlichen von den Faktoren Alter und Lebensgewohnheiten ab. Kinder und junge Menschen kommen in der Regel besser mit dem Überspringen von Zeitzonen zurecht als ältere Menschen. Menschen mit einem sehr routinierten Tagesablauf, mit festen Aufsteh-, Arbeits- und Essenszeiten sind stärker vom Phänomen Jetlag betroffen. Ebenfalls spielt die Flugrichtung eine Rolle: Die Umstellung fällt leichter, wenn man am Zielort die Uhr zurückdrehen muss. Reisen von Osten nach Westen (z.B. in die USA) sind problemloser, weil der Körper eine Tagesverlängerung besser wegsteckt als extrem verkürzte Tage oder Nächte (z.B. bei Reisen nach Asien; länger aufzubleiben ist eben leichter als früher Schlafen zu gehen). Die innere Uhr überlisten Es gibt einige Kniffe, um die Folgen des Jetlags zu verhindern, oder zumindest deutlich abzuschwächen. Dabei können Sie sowohl vor der Reise, als auch während des Fluges und nach der Landung aktiv etwas unternehmen. Vor der Reise Wenn Sie eine Fernreise geplant haben, können Sie Ihren Körper schon einige Tage vorher an die Zeitverschiebung gewöhnen. Wer Richtung Osten fliegt, kann an den Tagen vor der Abreise sehr früh ins Bett gehen und entsprechend früh aufstehen, Reisende gen Westen sollten einfach später ins Bett gehen und länger schlafen. Außerdem sollten Sie an den Tagen vor der Abreise für ausreichende Bewegung sorgen und sich vor Erkältungen oder Infektionen schützen. Bei Reiseplanung sollten Sie darauf achten, dass Sie nicht sofort am Tag nach der Rückkehr wieder arbeiten müssen. Während des Fluges Steigen Sie möglichst ausgeruht in den Flieger. Auch durch angemessene Ernährung lässt sich der Schlaf-Wach-Rhythmus beeinflussen. Gut verdauliche, kohlenhydratreiche Mahlzeiten lassen schneller einschlafen, durch eiweißreiche Nahrung bleibt man länger wach. Auf jeden Fall vermeiden sollten Sie starke Schlafmittel und Alkohol. Als pflanzliche Einschlafhilfe eignen sich Baldriantropfen. Am Zielort Auch wenn’s zunächst schwer fällt: Versuchen Sie sich mit aller Kraft der Ortszeit am Ziel anzupassen. Schlafen Sie also nicht bis in die Puppen aus, und geben Sie dem Verlangen nach einem Mittagschläfchen nicht nach. Halten Sie sich soviel wie möglich im Freien auf, denn Licht ist ein entscheidender Faktor, der unseren Schlaf-Wach-Rhythmus steuert. Nach einigen Tagen sollten Sie ihre innere Uhr dann wieder „richtig“ gehen. Bei Jetlag-Symptomen, die über das normale Maß hinausgehen (starke Kopfschmerzen, Depressionen, Bewusstseinsveränderungen) unbedingt den Arzt aufsuchen! Licht Licht wirkt sich auf die Produktion des in der Zirbeldrüse gebildeten Schlafhormons Melatonin aus. Melatonin steuert unseren Schlaf-Wach-Rhythmus: Nachts ist die Konzentration des Hormons im Blut viel höher als am Tag, im Winter ist der Spiegel höher als im Sommer. Ein hoher Melatoninspiegel macht schläfrig - gesenkt werden kann der Spiegel nicht nur durch dass Sonnenlicht, sondern auch durch spezielle Tageslichtlampen. Es gibt hier verschiedene tragbare Ausführungen, auch einige Hotels bieten die Lichttherapie mittlerweile an. Melatonin in Tablettenform In den USA kann man das Schlafhormon Melatonin auch in Tablettenform erwerben. Es wird dort als Wundermittel gegen den Jetlag angepriesen. Da die Wirkungen der Präparate noch nicht genügend erforscht sind, ist Melatonin als Medikament in Deutschland nicht zugelassen. Melatonintabletten können Nebenwirkungen wie Benommenheit, Hautrötung oder Krämpfe auslösen. Einer niederländischen Studie zufolge kann es nach häufiger Einnahme zu Augenschäden kommen. Das Hormon könne zum einen zu Hodenverkleinerung führen, zum anderen wirke es in hoher Dosierung nahezu wie die Pille, also empfängnisverhütend. Vor einer unkontrollierten Einnahme ist dringend abzuraten - Hormontabletten sind ein erheblicher Einfluss auf das körpereigene Hormonsystem. Was tun bei kurzfristigen Geschäftsreisen? Menschen, die beruflich viel unterwegs sind, fliegen manchmal für nur wenige Tage nach Übersee. Theoretisch müssten Sie ihre innere Uhr dann zweimal innerhalb einer Woche umstellen. Weil der Körper dies gar nicht leisten kann, sollte man bei einem Kurztrip in eine andere Zeitzone gar nicht erst versuchen sich umzugewöhnen, sondern seinen gewohnten Rhythmus beibehalten. Wenn Sie Einfluss auf Ihre Termine am Zielort haben, sollten Sie diese nicht auf eine Zeit legen, in der es in Ihrer Heimat mitten in der Nacht ist. Das Licht als Einflussfaktor kann man bei kurzen Reisen ebenfalls genutzt werden: Bei Aufenthalten in Freien sollte eine dunkle Sonnenbrille getragen werden; mit einem Lichttherapiegerät kann abends die heimische Mittagssonne imitiert werden.