Dentalphobie – panische Angst vor dem Zahnarzt
Angst ist nicht gleich Angst! Wer hat Angst vorm „weißen Mann“? Nun, wenn man vom Zahnarzt spricht, wird es kaum jemanden geben, den kein ungutes Gefühl beschleicht. Der Geruch, das fürchterliche Geräusch des Bohrers und die auffällige Nervosität im Wartezimmer trägt nicht gerade zu einem entspannten Pulsschlag bei. Ängstliche Zahnärzte Einige Patienten sagen sie haben Zahnarztangst. Dieser Ausdruck ist etwas missverständlich gewählt, da er nicht nur die Angst der Patienten beinhaltet, sondern ebenso die Angst des Zahnarztes vor seinen Patienten. Kein Witz, auch Zahnärzte beschleicht ein deutlich ungutes Gefühl bei bestimmten Patienten. Laut Umfragen sind mit 20% Kinder die Gefürchtetsten. Dicht darauf folgend mit 18% Patienten, die nicht kooperieren wollen, und dahinter mit 15% Patienten, die sich schon von vornherein selbstdiagnostizieren und eigene Therapieanweisungen haben. Die hier genannten Angstgefühle sind aber nichts im Vergleich zu dem, was Patienten mit einer Dentalphobie erleiden müssen. Hierbei handelt es sich nicht mehr nur um ein ungutes Gefühl. Phobiepatienten haben deutliche Symptome, wie Herzrasen, plötzliche Schweißausbrüche, Druck im Brustkorbbereich oder trockene Mundschleimhaut. Unter diesen Gesichtspunkten verkleinert sich die Anzahl der Betroffenen. Studien des Instituts deutscher Zahnärzte hat gezeigt, dass fast ein Viertel der Bevölkerung unter starken Ängsten im Zusammenhang mit dem Zahnarzt leiden. Dentalphobie und ihre Folgen Menschen mit einer Dentalphobie tragen ein schweres Los. Ihre Angst, dem Zahnarzt gegenüber zu treten ist so groß, dass sie jeder Behandlung aus dem Weg gehen. Dies ist der Beginn eines Teufelskreises, dem der Patient nur mit viel Geduld und Selbstvertrauen entkommen kann. Aufgrund der unterlassenen Behandlungen werden die Zähne auf Dauer schlecht. Mit immer schlechter werdenden Zähnen wächst auch die Angst vor großen und schmerzvollen Behandlungen. Irgendwann ist das Gebiss so stark zerstört, dass auch das Sozialleben der Patienten darunter leidet. Es besteht die Gefahr ins Abseits zu rutschen. Menschen, die statt Zähnen vielmehr nur noch dunkle Ruinen haben, werden von ihrem Umfeld gemieden. Letztendlich schwindet der Rest an Selbstverrauen . Die Angst vor dem Zahnarzt und den Behandlungen ist eine sogenannte Erwartungsangst. Der Patient erwartet sehr schlimme Schmerzen und fühlt sich denen in der Zahnarztpraxis hilflos ausgeliefert. Fachleute sind sich einig, ursächlich für eine Dentalphobie sind häufig schlechte Erfahrungen aus früheren Behandlungen. Um den Patienten zu beruhigen, wird er nicht immer ausreichend über mögliche Schmerzen informiert. „Nur ein wenig bohren. Es tut auch nicht so weh!“ hört sich natürlich gut an. Leider werden diese Erwartungen nicht erfüllt. Ein plötzlicher, unangenehmer oder deutlich größerer Schmerz, als erwartet, kann schon Auslöser für eine Phobie sein. Die meisten schlechten Erfahrungen werden im Kindesalter gemacht. Dem Zahnarzt die Zähne zeige Eine Dentalphobie kann erfolgreich behandelt werden. Um nicht vor der Angst zu kapitulieren, kann der Patient verschiedene Wege beschreiten. Zunächst muss er sich aber seinem Problem stellen. Menschen mit krankhafter Angst sollten das Therapiegespräch suchen. Oft können hier schon kleine Erfolge erzielt werden. In umfassenden Gesprächen kann das Vertrauen zum Zahnarzt soweit aufgebaut werden, dass sich der Patient kleineren Behandlungen unterzieht. Am Ende einer Therapie sollte sich der Patient letztendlich jeder Art von Behandlung unterziehen können. Erfolgsversprechend ist die Konfrontationstherapie. Zunächst werden die Ängste in intensiven Gesprächen mir einem Therapeuten definiert. Später dann muss sich der Patient diesen in der Praxis stellen. Dies geschieht zunächst mit Hilfe des Therapeuten. So kann er die realistische Erfahrung machen, das eine Behandlung nicht zu der Katastrophe führt, die er befürchtet. Allerdings ist es mit einer Sitzung nicht getan. Körper und Geist müssen sich erst darauf einstellen, dass die Situation nicht gefährlich ist. Das natürliche „Fluchtverhalten“ schwindet mit jeder positiven Erfahrung. Natürlich ist diese Therapie sehr zeitintensiv, aber auch vielversprechend. Sollte die Therapie allein nicht die Angst vor Schmerzen lindern, gibt es andere Alternativen. Mit Hilfe von Hypnose oder Akupunktur lässt sich die Schmerzempfindlichkeit herabsetzen. Musik während der Behandlung lenkt ab und entspannt. Welche Möglichkeit der Patient wahrnimmt, liegt im eigenen Ermessen. Ein weit aus größeres Problem ergibt sich, wenn der Angstpatient jahrelang nicht beim Zahnarzt war. In diesen Fällen muss meist eine Komplettsanierung durchgeführt werden. Diese ist nicht angenehm. Natürlich würde eine Konfrontationstherapie eher negative Erfahrungen hinterlassen. Um den Patienten nicht unnötig zu belasten, können umfangreiche Zahnbehandlungen unter Vollnarkose durchgeführt werden. Allerdings ist dies nur in Härtefällen angebracht. Nie wieder bohren? Umfragen bringen es ans Tageslicht. Das Bohren ist mit Abstand der unangenehmste Faktor während der Zahnarztsitzung. Das Geräusch, die Vibrationen und der bloße Anblick sorgen beim Patienten für Unruhe. Wie schön wäre da ein Zahnarztbesuch ohne Kontakt mit dem Bohrer. Die Forschung ist alternativen Lösungen auf der Spur. Seit einiger Zeit gibt es eine Neuentwicklung auf dem Markt. Carisolv ist ein Gel, dass die weichen kariösen Stellen des Zahnschmelzes auflöst. Es wird auf die schadhafte Stelle des Zahnes aufgetragen. Nach einer halben Minute verfärbt sich die kranke Zahnsubstanz und kann dann mit einem Spezialinstrument heraus gekratzt werden. So verfährt der Zahnarzt, bis es keine Verfärbungen, sprich schadhafte Stellen gibt. Aber auch dieses „Wundermittel“ birgt seine Nachteile. Da das Gel nur befallene Zahnsubstanz auflösen kann, ist dieses Verfahren leider in den meisten Fällen doch mit Bohren verbunden. Bei vielen Patienten liegt die Karies tiefer im Zahn. Das Auftragen des Gels kann dann nur erfolgen, wenn ein Zugang gebohrt wird. Zweiter negativer Aspekt ist der erhöhte Zeitaufwand. Er liegt bei einer Gelbehandlung erheblich höher, als bei der herkömmlichen „Bohrung“. Zuletzt sei noch gesagt, dass die meisten Krankenkassen keine Kosten übernehmen. Der Patient muss also in seine eigene Tasche greifen. Dennoch eignet sich das Carisolvgel als Behandlungsergänzung ganz besonders für Angstpatienten und Kinder. Kinderschreck Zahnarztbesuch Die Angst vor dem Zahnarzt ist nicht angeboren! Dementsprechend könnte man erwarten, das Kinder vor ihrem ersten Zahnarztbesuch keine Hemmungen haben. Leider ist es in der Praxis nicht der Fall. Die Gründe sind einfach. Ängste die Eltern übertragen sich schnell auf das Kind. So sind Kinder vor ihrem ersten Zahnarztbesuch schon deutlich befangener. Es gibt ein paar Verhaltensregeln, mit denen Eltern ihre Kinder vorbereiten können. Ängste lassen sich vermeiden, wenn man genau weiß, was da auf einen zu kommt. Eltern sollten ihre Kinder über den Zahnarzt und seine Behandlungsmethoden aufklären. Aber bitte keine Märchenstunde abhalten. Es gibt Kinderbücher, die spielerisch und anschaulich zeigen, was in einer Zahnarztpraxis passiert. Den Kindern darf nicht verheimlicht werden, dass es eventuell auch weh tun kann. Es ist auch nicht verkehrt, Kinder bei einer Zahnbehandlung eines weniger ängstlichen Elternteils zuschauen zu lassen.